Chef des russischen Untersuchungsausschusses fordert Strafverfolgung für die Verleugnung des Krim-Referendums

(…) Spezielle Charakteristika extremistischer Tätigkeit haben sich im Föderationskreis Krim herausgebildet. Dort wird versucht, eine antirussische Stimmung zu schaffen, indem Informationen über geschichtliche Tatsachen verfälscht und aktuelle Geschehnisse verzerrt dargestellt werden. So wird versucht, die Ergebnisse des Referendums über den Beitritt der Krim zu Russland in Zweifel zu ziehen. Dabei ist dieser Akt rechtlicher Willensbekundung der gesamten Krim-Bevölkerung zu einem unveräußerlichen Teil des russländischen Konstitutionalismus geworden. Im Hinblick auf den Rang, den dieser Akt in der Wertehierarchie von Staat und Gesellschaft in Russland einnimmt, muss ihm zweifellos besonderer rechtlicher Schutz zuteilwerden. Dazu gehören auch strafrechtliche Mittel.

Hier ist anzumerken, dass es völlig üblich ist, das Leugnen oder die Verfälschung historischer Ereignisse, die von besonderer Bedeutung für den Staat und die Gesellschaft sind, unter Strafe zu stellen. So ist zum Beispiel in vielen Ländern der Welt, darunter auch in Russland, das Verbreiten faschistischer Propaganda strafbar. In Frankreich und auch in einer Reihe anderer Staaten steht mittlerweile das Leugnen des Völkermords an den Armeniern unter Strafe. In Israel steht das Leugnen des Holocaust unter Strafe.

In Anbetracht dieser Ausführungen scheint es notwendig, den im föderalen Gesetz »Zur Bekämpfung extremistischer Tätigkeiten« definierten Extremismusbegriff so zu erweitern, dass er auch ein Phänomen wie das Leugnen der Ergebnisse eines landesweiten Referendums umfasst. Auch die gezielte Verfälschung der Geschichte unseres Staates muss entschieden unterbunden werden. In diesem Zusammenhang könnte auch Artikel 280 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation (öffentliches Anstiften zu extremistischen Handlungen) erweitert werden. Und zwar um ein Definitionsmerkmal, das ein Anstiften zu extremistischen Handlungen auch dann erkennt, wenn es in Zusammenhang mit verfälschten Informationen zu geschichtlichen Tatsachen und Ereignissen steht. (…)

Übersetzung aus dem Russischen: Anna Burck, Maria Rajer, <http://www.dekoder.org/de/article/zeit-dem-informationskrieg-einen-riegel-vorzuschieben>Originalquelle: <http://www.kommersant.ru/doc/2961578>

Einleitung des Strafverfahrens gegen den Journalisten Nikolay Semena auf der Krim

Free expression and freedom of the media remains under threat in Crimea, Ukraine, OSCE Representative says

VIENNA, 19 April 2016—OSCE Representative on Freedom of the Media Dunja Mijatović today expressed concern about the intimidation of journalist Nikolay Semena in Crimea, Ukraine.

According to reports, in the early hours of 19 April Semena’s apartment in Simferopol was searched and his equipment was seized. The journalist was detained and released after several hours of interrogation. Reportedly, he is subject to a travel ban.

“This recent detention only shows the urgent need to stop the arbitrary practice of silencing journalists in Crimea,” Mijatović said.

Mijatović also noted that similar intimidating actions took place on the same day against a number of other residents of Crimea, including photographer Lieniara Abibulaeva and Ruslana Lyumanova.

Quelle: <http://www.osce.org/fom/234691>

Crimea’s Prosecution Opens Criminal Probe against Journalist Nikolai Semena (22.04.2016)

On 19 April 2016, FSB agents in the Russia-annexed Ukrainian region of Crimea raided and searched the house of journalist Nikolai Semena (freelancer with Krym.Realii—RFE/RL’s Crimea service), confiscated his reporting equipment, and briefly detained him for interrogation in connection to a criminal probe on charges of making calls to separatism. The charges stem from an article published by Krym.Realii under a pseudonym; Semena denied any wrongdoing. According to his lawyer, FSB told Semena that he is the main suspect in the case and that he is banned from leaving the region for the period of investigation. If convicted, Semena faces up to five years in prison.

On 19 April 2016, Crimea’s Chief Prosecutor, Natalia Poklonskaya announced that an unnamed journalist with Krym.Realii (Crimea Realities) was under FSB investigation in connection with an article published by the news website, which she said had quoted Ukrainian activists’ calls to isolate the Crimean peninsula and to conduct military action to wrest the region from Russian control. On the same day, Poklonskaya’s office said in a statement that she was overseeing the case against an unnamed Krym.Realii reporter, and that the prosecutors were looking to ban the website in Crimea arguing that their review of the publications showed that the news outlet is allegedly aiming to “discredit the actions of the Russian Federation on the territory of Crimea, incite inter-ethnic hatred, and make calls to extremism.” Nikolai Semena was detained on 19 April and later released on bail, with travel restrictions, according to his lawyer. Based on the lawyer’s statement, CPJ concluded that Crimea prosecutors are overseeing the probe against Semena.

This is at least the second time since the annexation of Crimea that the Russian authorities in Crimea have investigated a journalist on separatism charges. In March 2015, FSB agents raided the house of the parents of journalist Anna Andriyevskaya, telling her family that she was being sought on charges of making public calls for Crimean independence in a November 2014 article.

Quelle: <http://www.coe.int/en/web/media-freedom/all-alerts/-/soj/alert/16318086>

Mehr Informationen:

Report published on the Mapping Media Freedom platform: “Crimea/Крим: Radio Free Europe journalists’ homes searched, criminal case filed”Press statement from CPJ: “Russian security forces raid homes of Crimean journalists”

Zum Weiterlesen

Dokumentation

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) lässt Klage der Ukraine gegen Russland in Bezug auf Menschenrechtsverstöße auf der Krim zu

Von Yulia Gorbunova
Bereits 2014 und 2015 informierte die Ukraine den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) über Menschenrechtsverletzungen auf der Halbinsel Krim, für die Russland verantwortlich sei. Die nun akzeptierte Klage der Ukraine gegen Russland vor dem EGMR in Strasbourg zielt vor allem auf die Ereignisse zwischen Ende Februar und Mitte März 2014 ab. Russland wird unter anderem vorgeworfen, schon im Vorfeld der völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel Krim dort russisches Recht angewandt zu haben, zudem sei das Land laut Klage für Einschüchterungen, Verhaftungen, die Schließung nicht-russischer Medien und entschädigungslose Enteignungen verantwortlich. Ein Urteil über mögliche Verstöße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention wird erst in mehreren Jahren erwartet.
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Analyse

Die ukrainische Frage im UN-Menschenrechtsrat in Genf

Von Oleksandra Kunovska Mondoux
Im November 2013 führten die friedlichen Proteste auf dem Maidan in Kyjiw zur sogenannten Revolution der Würde, bei der die Protestierenden Gerechtigkeit und Achtung der Menschenrechte forderten. Prorussische Abgeordnete im Parlament der Krim nutzten die instabile Lage der Übergangsregierung in Kyjiw aus und vollzogen im März 2014 ein Referendum über den Status der Halbinsel Krim. Das Referendum verstieß gegen die Verfassung der Ukraine und entsprach nicht europäischen demokratischen Standards. Die illegale Annexion der Krim durch die Russische Föderation hat die Ukraine in einen Kriegszustand im Donbas gestürzt. Im April 2014 wurden darauf die beiden selbsternannten »Volksrepubliken Donezk und Luhansk« ausgerufen. (…)
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