Hungrige Bauern trotz stark gestiegener Weizenpreise – Ergebnisse einer Umfrage unter Kleinbauern im südlichen Tadschikistan

Von Meike Geppert, Constanze von Oppeln

Zusammenfassung
Die Weizenpreise haben im Juli dieses Jahres in Tadschikistan ein Rekordniveau erreicht. Die Ergebnisse einer Umfrage unter Kleinbauern im südtadschikischen Gebiet Chatlon durch Mitarbeiter der Welthungerhilfe zeigen, dass dies für die Produzenten keineswegs die zu erwartenden positiven Folgen hat, sondern im Gegenteil eine weitere Verarmung bewirkt. Tasdschikistans große Abhängigkeit von Getreideimporten hat zur Folge, dass die globalen Preissteigerungen voll durchschlagen. Die geringe Markteinbindung der Kleinbauern verhindert aber, dass sie beim Verkauf von besseren Preisen für Weizen profitieren. Gleichzeitig müssen sie beim im Frühjahr notwendigen Zukauf von Weizen und beim Kauf anderer Lebensmittel mehr als gewohnt zahlen. Bisherige Maßnahmen der Regierung haben keine Abhilfe schaffen können. Um die ländlichen Haushalte in Tadschikistan aus Armut und Hunger zu befreien, braucht es politischen Willen und einen klaren gesellschaftlichen Konsens über die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, z. B. Beratung und Unterstützung, um die Produktion standortgerecht und ökologisch nachhaltig zu steigern. Parallel dazu müssen Kleinbauern auch im Fokus zukünftiger breit angelegter ländlicher Entwicklungsprozesse stehen, durch die auch Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft entstehen.

PDF-Datei in neuem Fenster anzeigen

Zum Weiterlesen

Analyse

Kasachstan und das Atom – Zur Gründung der Bank für schwach angereichertes Uran

Von Birgit Wetzel
Mit der Unterzeichnung der entsprechenden Verträge im Sommer 2015 in Astana wurde die Schaffung der weltweit ersten Bank für schwach angereichertes Uran im kasachstanischen Ust-Kamenogorsk besiegelt. Sie wird in einem Staat errichtet, der aus der Sowjetzeit ein besonderes Verhältnis zum Thema Atom mitbringt, erinnert sei an die dramatischen Folgen der Atomwaffentests in Semipalatinsk und die entschiedene Abkehr von Atomwaffen nach der Unabhängigkeit, aber auch das positive Verhältnis zur Energiegewinnung durch Atomkraft und den Handel mit Uran. Die neue Einrichtung unter Kontrolle der IAEA wird nach Ansicht der Autorin weltweit mehr Sicherheit nicht nur bei der regelmäßigen Versorgung von Leichtwasserreaktoren mit atomarem Brennstoff, sondern auch bezüglich der internationalen Kontrolle über nukleares Material bringen. Allerdings besteht noch Aufklärungsbedarf für die örtliche Bevölkerung.
Zum Artikel
Analyse

Jenseits von Übertreibungen und Schlagzeilen. Zur Expansion chinesischer Landwirtschaftsbetriebe nach Tadschikistan

Von Irna Hofman
Chinas Einfluss in seinen zentralasiatischen Nachbarstaaten wächst in raschem Tempo. Seit die One BeltOne Road-Initiative (OBOR) gestartet wurde, mit der Beijings Engagement in Zentralasien und darüber hinaus beschleunigt werden soll, fassen Beobachter praktisch alle staatlichen wie privaten Aktivitäten Chinas in der Region unter diesem abstrakten Konzept zusammen. Chinesische Landwirtschaftsunternehmen in Tadschikistan können als ein Beispiel für die wachsende Vielfalt in der Präsenz Chinas in Zentralasien gelten; bei diesem Thema überschneiden sich Diskussionen um Chinas »globale Investitionen in Grund und Boden« und um OBOR. Über diese abstrakten Einordnungen hinaus zeigt die nachfolgende Analyse, dass chinesische Investitionen in landwirtschaftliche Nutzflächen in Tadschikistan sowohl durch die Dynamik des Wandels im chinesischen Agrarsektor als auch durch die besonderen Rahmenbedingungen der tadschikischen Agrarwirtschaft geprägt werden. Bei den chinesischen Hauptakteuren im Agrarsektor Tadschikistans handelt es sich zudem nicht vorrangig um staatlich gelenkte Unternehmen, sondern um kapitalistische, allerdings partiell an den Staat gebundene Firmen, die sich am Ziel der Gewinnmaximierung orientieren. (…)
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS