Die Wiederbelebung zentralasiatischer textiler Handwerkstechniken im Prozess der Nationsbildung in Usbekistan

Von Lola Shamukhitdinova, Svenja Adelt

Zusammenfassung
Der Artikel beleuchtet die Wiederbelebung des usbekischen textilen Handwerks in Bezug auf Geschichte, Struktur und Bedeutung für den Prozess der Nationsbildung nach der Unabhängigkeit. Das Handwerk wird sowohl vom usbekischen Staat als auch von nationalen wie internationalen NGOs gefördert. Die traditionellen usbekischen Textilhandwerke besitzen eine hohe identitätsstiftende Funktion durch ihre Einbindung in den handwerklichen Produktionsprozess, durch ihre Präsenz auf lokalen Märkten (Heimtextilien, -acces- soires und Kleidung) und in Alltags- und Körperpraktiken, Ritualen und Festkultur, vor allem jedoch durch ihren hohen symbolischen Wert für die ästhetische Stilisierung der nationalen Selbstdarstellung.

PDF-Datei in neuem Fenster anzeigen

Zum Weiterlesen

Analyse

Halbmondfinsternis. Aufstieg und Niedergang des Islam in Usbekistan seit dem Ende der Sowjetunion

Von Jesko Schmoller
Angestoßen durch die »Geistliche Verwaltung der Muslime Zentralasiens und Kasachstans« unter Führung des Mufti Muhammad Sodik Muhammad Jusuf und ausgehend von Taschkent erlebte die zentralasiatische Region in den Jahren des Umbruchs der späten 1980er und frühen 1990er eine wundersame Rückkehr der Religion. Diese Entwicklung ist deshalb erstaunlich, weil die Institution des Muftiats im Laufe ihrer Geschichte fast immer eine kontrollierende und regulierende Rolle spielte. Doch zumindest kurzfristig gelang es ihrem Oberhaupt, zwischen 1989 und 1993 an das historische religiöse Erbe anzuknüpfen und dem Islam Zentralasiens zu einer neuen Blüte zu verhelfen. Im Rückblick erscheinen diese wenigen Jahre der religiösen Freiheit als ein historischer Wendepunkt, der das Potential in sich barg, in Usbekistan ein Umfeld zu etablieren, in welchem religiöse Menschen im Einklang mit ihren Überzeugungen leben können. Heute herrscht dagegen ein Klima der Angst vor und Muslime, die sich mit ihren Vorstellungen abseits des staatlich definierten Mainstream bewegen, müssen um den Verlust ihrer Freiheit fürchten. (…)
Zum Artikel
Analyse

Zwischen internationalem Elan und innenpolitischer Beharrung. Der kasachstanische OSZE-Vorsitz 2010

Von Anna Kreikemeyer
Die kasachstanische Führung hatte sich in ihrem Streben nach internationaler Profilierung um den OSZE Vorsitz 2009 beworben. Nachdem die Teilnehmerstaaten dem Vorhaben für 2010 zugestimmt hatten, arbeitete Präsident Nasarbajew gezielt auf ein OSZE-Gipfeltreffen in Astana hin. Elf Jahre nach dem letzten OSZE-Gipfel gelang ihm damit eine wichtige Vermittlungsleistung zwischen den Teilnehmerstaaten. Deren Schwierigkeiten dort einen Aktionsplan zu verabschieden, verweisen jedoch auch auf die Grenzen von Nasarbajews Projekt. Ohnehin wurde während des kasachstanischen OSZE-Vorsitzes deutlich, dass es für einen postsowjetischen, semi-autoritären Staat wie Kasachstan nicht einfach ist, seinen internationalen Elan nahtlos mit seiner allenfalls auf graduelle Modernisierung hin orientierten Innenpolitik zu verbinden. (…)
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS